Linus
Montag, 22. August 2011
Heute früh habe ich entdeckt, dass sogar direkt auf meinem Arbeitsweg neue Katze-Zettel nachgewachsen sind. Und in diesem unseren Stadtteil haben natürlich auch die Katzen den passenden Namen, auch wenn die Besitzer bei Diktaten immer durchgefallen sind:
Unser Linus ist verschwunden, bitte um Mithilfe!
grauer Kater ca. 10 Jahre, ohne Halsband
Bitte melden unter: 42802921 oder 4426213
Wir sind ganz traurig …
Ein Dankeschön steht bereit!
Das klingt doch mal richtig nach einer ernstgemeinten Bitte, und nicht nach der sonst so üblichen pampigen Aufforderung. Und da steht »Mithilfe«, man könnte also sogar davon ausgehen, dass die Aktivitäten der Katzenhalter sich nicht auf das Zumüllen der Stadtlandschaft mit hässlichen Zetteln beschränken, sondern dass Katzenmama und Katzenpapa abends vielleicht sogar selber mal mit einer geöffneten Dose Fisch rausgehen und das liebe Kätzchen zärtlich beim Namen rufen. Obwohl, bei der Dichte, in der die Zettel an Masten und Häusern verteilt sind, bliebe nicht viel Zeit für was anderes. Und überhaupt, wobei sollen wir denn eigentlich helfen, beim Verschwindenlassen der Katzen? Und ist das bereitstehende Dankeschön, das ganz offenbar nicht dem ehrlichen Finder, sondern eher dem Erzeuger der ganzen Traurigkeit gilt, vielleicht zufällig eine Flasche guten italienischen (oder von mir aus französischen) Rotweins aus biologischem Anbau?
Und die untere Hälfte des Zettels ist der berühmte »Raum für persönliche Notizen«?
— Floda Nashir
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